Mario Martone ist ein vielseitiger Künstler, der sowohl Theater- und Opernregisseur als auch Drehbuchautor und Regisseur ist. Mit seinem neuen Film Fuori, der für den offiziellen Wettbewerb ausgewählt wurde, ist derItaliener bei den Filmfestspielen von Cannes 2025 mit von der Partie.
Der Film ist die autobiografische Erzählung der italienischen Schauspielerin und Schriftstellerin Goliarda Sapienza, frei nach ihrem Buch L'università di Rebibbia, benannt nach dem Gefängnis, in dem sie sich eine Zeit lang aufhielt. Die von Valeria Golino verkörperte Schriftstellerin wurde von Frankreich wiederentdeckt, als der Verlag Viviane Hamy 2005 ihr Buch L'Art de la Joie (Die Kunst der Freude ) veröffentlichte. In Italien galt sie bis dahin als zu feministisch, zu rebellisch - letztlich ihrer Zeit zu weit voraus -, um zu Lebzeiten verlegt zu werden.
Die Geschichte beginnt in Rom in den 1980er Jahren. Goliarda Sapienza ist 55 Jahre alt und gerade aus dem größten Frauengefängnis Italiens (also Rebibbia) entlassen worden, wo sie wegen Juwelendiebstahls eingesperrt war. Als Porträt dieser Frau, die aus den Karkassen herauswächst, navigiert Fuori zwischen den Zeiten, zwischen dem Gefängnis und der Außenwelt, zwischen dem Eingesperrtsein und der Freiheit, die sich wider Erwarten darin befindet. Der Titel des Films schreit es in die Welt hinaus: Raus!
Die eher bürgerliche Goliarda Sapienza entdeckt im Gefängnis Solidarität und Schwesternschaft, umgeben von den Frauen, die in ihrem Leben zählen und ihr Schreiben inspirieren werden - Diebinnen, Prostituierte. Als ältere Zeugin dieser Jugend und Beobachterin des sich verändernden Italiens trifft die Autorin draußen auf Roberta (fabelhaft: Matilda De Angelis), eine junge Drogenabhängige, Kriminelle und politische Aktivistin - sie soll den Roten Brigaden angehören -, mit der sie eine kindliche und liebevolle Beziehung eingeht.
Das Verlangen durchzieht den Film. Ein gedämpftes Liebesbedürfnis, der Wunsch, das wiederzufinden, was man verloren hat. Zusammen mit einer anderen ehemaligen Insassin, Barbara (Elodie Di Patrizi), träumen sie davon, den Mikrokosmos Gefängnis, seine Atmosphäre und seine Empfindungen nachzuahmen - das Ergebnis ist eine Duschszene zu dritt, gefolgt von einem einfachen Essen, wie früher. Das Gefängnis ist beruhigend, die Gewalt findet draußen statt.
Weit entfernt von einem biografischen Film mit flacher chronologischer Abfolge liefert Mario Martone ein sinnliches Werk, das Goliardas Feuer und ihre Gedankenfreiheit einfängt, nicht ohne ihre Fehler und Schwächen zu vergessen. Durch die Stadt Rom, die wie eine eigene Figur gefilmt wird (man muss ständig den Ort wechseln, um das Thema zu wechseln und neue Dinge zu erleben), erweist sich Fuori als angenehmer Spaziergang zu den Klängen von Robert Wyatt und ist eine verträumte Hommage an die Frau, die spät als eine der größten italienischen Schriftstellerinnen des 20.
Fuori wird bei den Filmfestspielen von Cannes 2025 enthüllt. Der Film wird am 3. Dezember 2025 in die französischen Kinos kommen.
Synopsis: Rom. 80er Jahre. Goliarda Sapienza arbeitet seit 10 Jahren an ihrem späteren Meisterwerk "Die Kunst der Freude". Ihr Manuskript wird jedoch von allen Verlagshäusern abgelehnt. In ihrer Verzweiflung begeht Sapienza einen Diebstahl, der sie ihren Ruf und ihre gesellschaftliche Stellung kostet. Sie wird in Italiens größtem Frauengefängnis inhaftiert und trifft dort auf Diebinnen, Junkies, Prostituierte, aber auch auf Politiker. Nach ihrer Freilassung trifft sie sich weiterhin mit diesen Frauen und entwickelt zu einer von ihnen eine Beziehung, die ihr den Wunsch zu leben und zu schreiben wiedergibt.
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